Ausstellung:
Norwegische Kunst von den Wikingern bis ins 18. Jahrhundert, Brüssel/Paris, 1954.
Organisation:
Kommission zur Umsetzung des belgisch-norwegischen Kulturabkommens.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Europa neue militärische und ökonomische Bündnisse geschlossen, aber auch Kulturabkommen. Im Rahmen eines solchen sollte eine Ausstellung Kunst aus Norwegen in Europa bekannter machen und zur internationalen Verständigung inmitten des Kalten Krieges beitragen – so der norwegische Außenminister Halvard Lange im Vorwort des abgebildeten Katalogs. Auch Teile des Hoenschatzes waren dabei. Die Wikingerzeit wurde hier als Beitrag zu einer gemeinsamen europäischen Kultur präsentiert.
Ausstellung:
Norwegen und die Sowjetunion, Oslo, 1964.
Organisation:
Außenministerium Norwegens.
In diesem Brief beantragt das norwegische Außenministerium Polizeischutz für den großen Goldring des Hoenschatzes, der in der Ausstellung „Norwegen und die Sowjetunion“ gezeigt wurde. Diese fand anlässlich des Staatsbesuchs des sowjetischen Regierungschefs Nikita Chruschtschow statt. Damals vermutete die Forschung, dass der 1834 in Norwegen gefundene Ring im heutigen Russland hergestellt wurde – so konnte er als Beispiel für die historischen Wurzeln der Kontakte beider Regionen gezeigt werden. Obwohl Norwegen seit 1949 NATO-Mitglied war, bemühte es sich auch wegen der Grenze mit Russland um ein gutes Verhältnis zur Sowjetunion.
Ausstellung:
Welt der Wikinger, Kiel/Westberlin/Wien, 1972/73.
Organisation:
Staatliches Historisches Museum Stockholm, Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte.
Für die Segelolympiade in Kiel 1972 produziert, vermittelte die Schau erstmals ein umfassendes Bild der Wikingerzeit an ein internationales Publikum. Eine Replik des Hiddenseeschmucks war im Abschnitt Beziehungen zu Osteuropa ausgestellt – das Original befand sich in der DDR. Der Katalog betont das Ziel einer objektiven Darstellung der Epoche. Das Bild der „Wikinger“ habe bisher zwischen ihrer Barbarisierung und der Heroisierung durch übersteigerten Nationalismus geschwankt. Das schwedisch-bundesdeutsche Ausstellungsprojekt bot offenbar die Möglichkeit, die Wikingerzeit nach ihrer ideologischen Vereinnahmung zur NS-Zeit wieder zugänglich zu machen.
Ausstellung:
zur Ostseewoche, Stralsund, jährlich 1958–75.
Organisation:
Kulturhistorisches Museum Stralsund.
In Konkurrenz zur Kieler Woche der BRD – eine Festwoche mit Sport- und Kulturprogramm – wurde im Norden der DDR ab 1958 die Ostseewoche durchgeführt. Sie bot zahlreiche kulturelle und politische Veranstaltungen mit internationalen Gästen. Ziel war es u.a. die diplomatische Anerkennung der DDR im gesamten Ostseeraum zu bewirken. Nur hier wurde der Hiddenseeschmuck bis 1975 einmal jährlich im Original gezeigt. Als ein Produkt der Wikingerzeit, das in Südskandinavien gefertigt und innerhalb der Staatsgrenzen der damaligen DDR gefunden wurde, passte er gut zum politischen Ziel der Veranstaltung: dem Stärken regionaler Netzwerke im Ostseeraum.
Ausstellung:
Stralsund im Sozialismus, Stralsund, 1974/75.
Organisation:
Kulturhistorisches Museum Stralsund.
Zum 25. Jahrestag der Gründung der DDR sollte diese Ausstellung die Entwicklung des sozialistischen Staates am Beispiel der Stadt Stralsund zeigen. Neben Politik und Wirtschaft wurde dabei laut den erhaltenen Akten auch die „Pflege und Erhaltung des kulturellen Erbes“ thematisiert. Dabei durfte auch ein Foto des Hiddenseeschmucks nicht fehlen, der dem offiziellen Narrativ zufolge von der sowjetischen Militäradministration in den Nachkriegswirren gesichert und „gerettet“ worden war. Die Bemühungen des damaligen Museumsdirektors Fritz Adler um die Rückgabe des Schmucks an das Museum werden hier selbstredend nicht angesprochen.
Ausstellung:
The Vikings, London/New York, 1980.
Organisation:
Britisches Museum.
Auf den Katalog der erfolgreichen Schau hat es der vergoldete Beschlag eines Kummets – ein Pferdegeschirr – geschafft. Wie bei der Ausstellung 1972 sollte mit dem Barbaren-Klischee aufgeräumt und wikingerzeitliche Kultur beleuchtet werden. Die Initiative kam diesmal nicht aus Skandinavien, sondern aus London, wurde aber in Skandinavien politisch begrüßt und vom Nordischen Ministerrat sowie Scandinavian Airlines gesponsert. Die mit Tierornamentik verzierten Silberanhänger des Hoenschatzes wurden als Vertreter eines eigenständigen skandinavischen Kunststils gezeigt. Gold- und Silberschmuck wurde hier also als besonders „fortschrittliche“ Kultur präsentiert.
Ausstellung:
Wikinger, Waräger, Normannen: Die Skandinavier und Europa 800–1200, Berlin 1992.
Organisation:
Nordischer Ministerrat für den Europarat.
Seit 1954/55 verfolgen die regelmäßigen Ausstellungen des Europarats das Ziel, ein öffentliches Bewusstsein für europäisches Kulturerbe zu stärken. In der Ausstellung „Wikinger, Waräger, Normannen“ wurde der Hoenschatz unter der Überschrift „Fernbeziehungen“ präsentiert. Da er neben Objekten aus dem arabischen, persischen und byzantinischen Raum auch Schmuck aus dem christlichen Frankenreich in Westeuropa beinhaltet, erscheint er wie gemacht für das Vermittlungsziel der Ausstellung, die progressive Integration des Nordens in einen christlich-definierten europäischen Kulturkreis zu zeigen.
Ausstellung:
Die Wikinger, Kopenhagen/London/Berlin, 2013–2015.
Organisation:
Nationalmuseum Kopenhagen, Britisches Museum London, Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin.
Initiiert vom dänischen Nationalmuseum wurde die Ausstellung in drei Ländern gezeigt, mit jeweils eigenem Katalogdesign: das deutsche bedient mit Schwert, Gold und Wellen das einseitige Bild der abenteuerlustigen skandinavischen Krieger*innen. Das schlichte dänische Cover suggeriert dagegen Objektivität. Goldschätze, darunter der Hiddenseeschmuck, wurden in der Ausstellung als Ausdruck von Macht präsentiert. In den Katalogen zeugen die Geleitworte Königin Margrethes von Dänemark und des damaligen deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck von der Rolle wikingerzeitlicher Erzeugnisse in der Kulturdiplomatie.
Ausstellung:
Víkingr. Reisen, Krieg und Glaube in einer sich wandelnden Gesellschaft, Oslo, seit 2019.
Organisation:
Kulturhistorisches Museum der Universität Oslo.
Ähnlich wie in der Europaratsausstellung 1992 wird der Hoenschatz auch aktuell in Oslo als Zeuge überregionaler Verbindungen in der Wikingerzeit gezeigt. Diese Deutung tritt jedoch hinter eine ästhetisierende Präsentation zurück, welche die Schönheit der Materialien und die Kunstfertigkeit der frühmittelalterlichen Handwerker*innen in den Vordergrund stellt. Politische Vereinnahmungen von wikingerzeitlicher Kultur und diskursive Aneignungen, die in den vergangenen 200 Jahren immer neue Schlaglichter auf die Goldschätze geworfen haben, werden nicht thematisiert.
Ausstellung:
Triff die Wikinger, Kopenhagen, 2018–2021.
Organisation:
Nationalmuseum Kopenhagen.
Bei der Neugestaltung der Wikingerzeit-Abteilung des dänischen Nationalmuseums ergänzte man die ausgestellten Objekte mit überlebensgroßen Fotografien Jim Lyngvilds von Darsteller*innen, die Interpretationen wikingerzeitlicher Funde tragen. Diese Frau stellt die vermutliche dänische Königin Tove (10. Jahrhundert) nach – mit dem Hiddenseeschmuck. Durch die Inszenierung heutiger Menschen als Personen der Wikingerzeit wird historische Distanz aufgehoben – die fiktive Vergangenheit ist Projektionsfläche der Gegenwart.
Ausstellung:
Norwegische Kunst von den Wikingern bis ins 18. Jahrhundert, Brüssel/Paris, 1954.
Organisation:
Kommission zur Umsetzung des belgisch-norwegischen Kulturabkommens.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Europa neue militärische und ökonomische Bündnisse geschlossen, aber auch Kulturabkommen. Im Rahmen eines solchen sollte eine Ausstellung Kunst aus Norwegen in Europa bekannter machen und zur internationalen Verständigung inmitten des Kalten Krieges beitragen – so der norwegische Außenminister Halvard Lange im Vorwort des abgebildeten Katalogs. Auch Teile des Hoenschatzes waren dabei. Die Wikingerzeit wurde hier als Beitrag zu einer gemeinsamen europäischen Kultur präsentiert.
Ausstellung:
Norwegen und die Sowjetunion, Oslo, 1964.
Organisation:
Außenministerium Norwegens.
In diesem Brief beantragt das norwegische Außenministerium Polizeischutz für den großen Goldring des Hoenschatzes, der in der Ausstellung „Norwegen und die Sowjetunion“ gezeigt wurde. Diese fand anlässlich des Staatsbesuchs des sowjetischen Regierungschefs Nikita Chruschtschow statt. Damals vermutete die Forschung, dass der 1834 in Norwegen gefundene Ring im heutigen Russland hergestellt wurde – so konnte er als Beispiel für die historischen Wurzeln der Kontakte beider Regionen gezeigt werden. Obwohl Norwegen seit 1949 NATO-Mitglied war, bemühte es sich auch wegen der Grenze mit Russland um ein gutes Verhältnis zur Sowjetunion.
Ausstellung:
Welt der Wikinger, Kiel/Westberlin/Wien, 1972/73.
Organisation:
Staatliches Historisches Museum Stockholm, Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte.
Für die Segelolympiade in Kiel 1972 produziert, vermittelte die Schau erstmals ein umfassendes Bild der Wikingerzeit an ein internationales Publikum. Eine Replik des Hiddenseeschmucks war im Abschnitt Beziehungen zu Osteuropa ausgestellt – das Original befand sich in der DDR. Der Katalog betont das Ziel einer objektiven Darstellung der Epoche. Das Bild der „Wikinger“ habe bisher zwischen ihrer Barbarisierung und der Heroisierung durch übersteigerten Nationalismus geschwankt. Das schwedisch-bundesdeutsche Ausstellungsprojekt bot offenbar die Möglichkeit, die Wikingerzeit nach ihrer ideologischen Vereinnahmung zur NS-Zeit wieder zugänglich zu machen.
Ausstellung:
zur Ostseewoche, Stralsund, jährlich 1958–75.
Organisation:
Kulturhistorisches Museum Stralsund.
In Konkurrenz zur Kieler Woche der BRD – eine Festwoche mit Sport- und Kulturprogramm – wurde im Norden der DDR ab 1958 die Ostseewoche durchgeführt. Sie bot zahlreiche kulturelle und politische Veranstaltungen mit internationalen Gästen. Ziel war es u.a. die diplomatische Anerkennung der DDR im gesamten Ostseeraum zu bewirken. Nur hier wurde der Hiddenseeschmuck bis 1975 einmal jährlich im Original gezeigt. Als ein Produkt der Wikingerzeit, das in Südskandinavien gefertigt und innerhalb der Staatsgrenzen der damaligen DDR gefunden wurde, passte er gut zum politischen Ziel der Veranstaltung: dem Stärken regionaler Netzwerke im Ostseeraum.
Ausstellung:
Stralsund im Sozialismus, Stralsund, 1974/75.
Organisation:
Kulturhistorisches Museum Stralsund.
Zum 25. Jahrestag der Gründung der DDR sollte diese Ausstellung die Entwicklung des sozialistischen Staates am Beispiel der Stadt Stralsund zeigen. Neben Politik und Wirtschaft wurde dabei laut den erhaltenen Akten auch die „Pflege und Erhaltung des kulturellen Erbes“ thematisiert. Dabei durfte auch ein Foto des Hiddenseeschmucks nicht fehlen, der dem offiziellen Narrativ zufolge von der sowjetischen Militäradministration in den Nachkriegswirren gesichert und „gerettet“ worden war. Die Bemühungen des damaligen Museumsdirektors Fritz Adler um die Rückgabe des Schmucks an das Museum werden hier selbstredend nicht angesprochen.
Ausstellung:
The Vikings, London/New York, 1980.
Organisation:
Britisches Museum.
Auf den Katalog der erfolgreichen Schau hat es der vergoldete Beschlag eines Kummets – ein Pferdegeschirr – geschafft. Wie bei der Ausstellung 1972 sollte mit dem Barbaren-Klischee aufgeräumt und wikingerzeitliche Kultur beleuchtet werden. Die Initiative kam diesmal nicht aus Skandinavien, sondern aus London, wurde aber in Skandinavien politisch begrüßt und vom Nordischen Ministerrat sowie Scandinavian Airlines gesponsert. Die mit Tierornamentik verzierten Silberanhänger des Hoenschatzes wurden als Vertreter eines eigenständigen skandinavischen Kunststils gezeigt. Gold- und Silberschmuck wurde hier also als besonders „fortschrittliche“ Kultur präsentiert.
Ausstellung:
Wikinger, Waräger, Normannen: Die Skandinavier und Europa 800–1200, Berlin 1992.
Organisation:
Nordischer Ministerrat für den Europarat.
Seit 1954/55 verfolgen die regelmäßigen Ausstellungen des Europarats das Ziel, ein öffentliches Bewusstsein für europäisches Kulturerbe zu stärken. In der Ausstellung „Wikinger, Waräger, Normannen“ wurde der Hoenschatz unter der Überschrift „Fernbeziehungen“ präsentiert. Da er neben Objekten aus dem arabischen, persischen und byzantinischen Raum auch Schmuck aus dem christlichen Frankenreich in Westeuropa beinhaltet, erscheint er wie gemacht für das Vermittlungsziel der Ausstellung, die progressive Integration des Nordens in einen christlich-definierten europäischen Kulturkreis zu zeigen.
Ausstellung:
Die Wikinger, Kopenhagen/London/Berlin, 2013–2015.
Organisation:
Nationalmuseum Kopenhagen, Britisches Museum London, Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin.
Initiiert vom dänischen Nationalmuseum wurde die Ausstellung in drei Ländern gezeigt, mit jeweils eigenem Katalogdesign: das deutsche bedient mit Schwert, Gold und Wellen das einseitige Bild der abenteuerlustigen skandinavischen Krieger*innen. Das schlichte dänische Cover suggeriert dagegen Objektivität. Goldschätze, darunter der Hiddenseeschmuck, wurden in der Ausstellung als Ausdruck von Macht präsentiert. In den Katalogen zeugen die Geleitworte Königin Margrethes von Dänemark und des damaligen deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck von der Rolle wikingerzeitlicher Erzeugnisse in der Kulturdiplomatie.
Ausstellung:
Víkingr. Reisen, Krieg und Glaube in einer sich wandelnden Gesellschaft, Oslo, seit 2019.
Organisation:
Kulturhistorisches Museum der Universität Oslo.
Ähnlich wie in der Europaratsausstellung 1992 wird der Hoenschatz auch aktuell in Oslo als Zeuge überregionaler Verbindungen in der Wikingerzeit gezeigt. Diese Deutung tritt jedoch hinter eine ästhetisierende Präsentation zurück, welche die Schönheit der Materialien und die Kunstfertigkeit der frühmittelalterlichen Handwerker*innen in den Vordergrund stellt. Politische Vereinnahmungen von wikingerzeitlicher Kultur und diskursive Aneignungen, die in den vergangenen 200 Jahren immer neue Schlaglichter auf die Goldschätze geworfen haben, werden nicht thematisiert.
Ausstellung:
Triff die Wikinger, Kopenhagen, 2018–2021.
Organisation:
Nationalmuseum Kopenhagen.
Bei der Neugestaltung der Wikingerzeit-Abteilung des dänischen Nationalmuseums ergänzte man die ausgestellten Objekte mit überlebensgroßen Fotografien Jim Lyngvilds von Darsteller*innen, die Interpretationen wikingerzeitlicher Funde tragen. Diese Frau stellt die vermutliche dänische Königin Tove (10. Jahrhundert) nach – mit dem Hiddenseeschmuck. Durch die Inszenierung heutiger Menschen als Personen der Wikingerzeit wird historische Distanz aufgehoben – die fiktive Vergangenheit ist Projektionsfläche der Gegenwart.